Live-Video-Interview

Eine Alternative zum Präsenzinterview

Corona hat in Sachen Digitalisierung auch im Personalwesen auf das Gaspedal gedrückt. Das Thema Video Interview oder Live-Video-Interview als Alternative für das Präsenzinterview im Bewerbungsverfahren ist nicht neu, nimmt jetzt aber Fahrt auf. 

 Welche Arten von Video-Interviews gibt es?

1.     Das Videokonferenz-Interview
Unverzichtbare Tools: Eine Webcam oder integrierte Kamera, einen Rechner (Apple oder PC) ein Mikrofon oder Hör-Sprech-Garnitur und eine Plattform, auf der alle am Bewerbungsgespräch Beteiligten zusammenfinden. Das können Skype, Zoom oder Programme wie Microsoft Teams sein. Bei dieser Interviewform handelt es sich meist um ein Live-Video-Interview. Der Bewerber erhält im Vorfeld eine Mail mit einem Einladungslink, der ihn automatisch zum Interview führt.
2.     
Asynchrones Video-Interview (AVI)
Das Unternehmen richtet einen zentralen Account ein und laässt dem Bewerber entweder Zugangsdaten oder einen Einladungslink zukommen. Der Bewerber wählt sich via Smart Phone oder Desktop ein und findet hier einen Fragenkatalog vor, den er beantwortet. Die Fragen werden nacheinander eingeblendet. Die Antworten des Kandidaten werden in Videoform aufgezeichnet. Diese Form des Video-Interviews wird gerne in der Vorauswahl von Kandidaten eingesetzt und ist kein Live-Format.

 Was sind die Vorteile von Video-Interviews?

 Video-Interviews wurden schon vor Corona als Alternative zum Präsenzinterview diskutiert, weil sie ein Reisen überflüssig machen. In Zeiten des Klimawandels ist das ein schlagendes Argument, das für diese Form von Job-Interviews spricht. Immerhin kann die Entscheidung für das digitale Format vom Kandidaten auch als innovativ und verantwortungsvoll eingestuft werden. 
Vor allem das Live-Video-Interview ist in diesem Kontext interessant, es liefert trotz fehlender Präsenz des Bewerbers einen authentischen Eindruck seiner Körpersprache, Kommunikation und Flexibilität. Im Gegensatz zum asynchronen Video-Interview kann der Kandidat definitiv nicht auf Pause drücken oder zwischen den Fragen aussteigen. 

 Live-Video-Interviews verursachen keinen Reisestress. Sie unterstützen außerdem die Gleichstellung von körperlich eingeschränkten Bewerbern, was in die Diversität von Unternehmen einzahlt. Trotzdem verlangt das Format einiges vom Bewerber ab. Er muss sich inszenieren, einen ruhigen Raum für das Gespräch finden und über eine technologische Ausstattung und Infrastruktur verfügen. Recruiter müssen das in der Gesprächsführung und -vorbereitung berücksichtigen.

 Was müssen Recruiter beim Video-Interview beachten?

 •   Die gewählte digitale Plattform oder Programm muss datenschutzkonform sein.

•   Sie muss professionell sein (Empfangslobby oder kurzes Video zur Mitarbeiterbegrüßung, gute Qualität der Datenübertragung)

•   Sie muss für den Kandidaten barrierefrei erreichbar sein, unabhängig von der Beschaffenheit des digitalen Geräts

•   Das Interview sollte strukturiert ablaufen, um dem Kandidaten das Gefühl von Sicherheit zu geben.

•   Vor Beginn des Live-Interviews sollte der Bewerber über alle Modalitäten des Video-Interviews informiert werden. Über Teilnehmer, Zugangsdaten, technische Voraussetzungen und technische Umsetzung, Tipps für eine gute Ton- und Bildqualität, Storyline bzw. Gesprächsgliederung nebst Timing.

Digital Natives dürften die Herausforderung eines Video-Interviews locker bewältigen, Kandidaten älteren Jahrgangs haben hier vielleicht weniger Erfahrung. Im Zuge der Gleichstellung und Fairness sollte deshalb im Vorfeld ein bestmögliches Briefing erfolgen, das allen Kandidaten die Möglichkeit gibt, gut zu performen.

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in diesem Text auf das Gendern.