Zeitversetztes Bewerbungsgespräch

Asynchrones Job Interview

Das Corona Virus ist ein Katalysator, es bringt auch Fahrt in die Digitalisierung von Recruitingprozessen. In diesem Kontext erfährt auch das zeitversetzte Bewerbungsgespräch per Video neue Popularität. Alternativ spricht man auch von asynchrones Video-Interview (AVI).

Was ist ein zeitversetztes Bewerbungsgespräch per Video?

Diese Form des Video- oder auch Job-Interviews ist deshalb zeitversetzt oder asynchron, weil es kein Live-Interview ist. Es wird aufgezeichnet. Im Prinzip läuft es so ab:

Das Unternehmen informiert den Bewerber, dass er in die Vorauswahl der Kandidaten aufgenommen worden ist und damit die nächste Runde des Bewerbungsverfahrens erreicht hat. Diese besteht aus einem zeitversetzten Bewerbungsgespräch per Video. Dafür richtet das Unternehmen einen zentralen Account ein und lässt dem Bewerber entweder Zugangsdaten oder einen Einladungslink per Mail oder postalisch zukommen. Der Bewerber wählt sich mit diesen Daten via Smart Phone oder Desktop ein und findet hier einen Fragenkatalog vor, den er beantwortet. Die Fragen werden nacheinander eingeblendet. Die Antworten des Kandidaten werden in Videoform aufgezeichnet. Diese Form des Video-Interviews wird gerne in der Vorauswahl von Kandidaten eingesetzt und ist kein Live-Format. Es handelt sich um ein standardisiertes Video-Interview. Es dauert im Durchschnitt rund 20 Minuten.

Welche Vorteile hat ein zeitversetztes Bewerbungsgespräch per Video für Unternehmen?

Nichts geschieht wirklich ohne Grund und auch das asynchrone Video-Interview hat seine Vorteile für Unternehmen. Es bietet Flexibilität in der Planung. Die an der Bewerberauswahl beteiligten Personen können sich die Videos unabhängig voneinander ansehen. Sie sind zeitlich und örtlich autark. Überhaupt ist dieses Tool sehr effizient. Die Fragen sind standardisiert und ermöglichen einen objektiven Vergleich der Bewerber. Das beschleunigt den Recruitingprozess und spart zudem Reisekosten.

Welche Vor- und Nachteile hat ein zeitversetztes Bewerbungsgespräch per Video für Kandidaten?

Auch der Kandidat spart Zeit und Geld, weil er das Interview an einem Ort und einem Zeitpunkt seiner Wahl durchführen kann. Das kann auch dazu führen, dass der Kandidat sich sicherer fühlt. Andererseits kann genau das sich negativ auswirken. Wer technologisch unerfahren ist und sich vor der Kamera unwohl fühlt, wird an diesem Punkt der Bewerbung schlechter performen als geübte Mitbewerber. Zudem fehlt der offizielle Anstrich – und damit kann das Ergebnis unter Umständen zu authentisch ausfallen.

Welche Nachteile hat ein zeitversetztes Bewerbungsgespräch per Video für Unternehmen?

Die Tatsache, dass der Bewerber keinerlei Möglichkeit für Nachfragen hat, kann sich negativ auswirken. Viele Kandidaten bereiten sich intensiv auf das Gespräch vor und beschäftigen sich mit dem Unternehmen. Davon wird der potentielle Arbeitgeber zu diesem Zeitpunkt der Bewerbung nie erfahren. Zudem entfallen zwischenmenschliche Skills wie Humor.

Was ist noch wichtig?

Die Vorbereitung. Sowohl der Fragenkatalog als auch das Briefing der Kandidaten sollte möglichst gründlich sein. Bewerber müssen Schritt für Schritt durch das Video-Interview geführt werden und sollten zudem die Möglichkeit haben, vor Start der Aufnahmen ihre Technik zu testen. Nur so kann vermieden werden, dass Talente durchs Raster fallen.

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in diesem Text auf das Gendern.