Emotionale Intelligenz

Die fünf Teilkonstrukte der Emotionalen Intelligenz

Die Emotionale Intelligenz, abgekürzt EQ, beschreibt die Persönlichkeitseigenschaft und Fähigkeit, Gefühle bei sich und anderen zu verstehen, diese einschätzen und somit auch damit umgehen und angemessen reagieren zu können. Es sind also nicht nur bloße Gefühle und Stimmungen, die eine Emotionale Intelligenz ausmachen, sondern vor allen Dingen auch der bewusste Umgang mit ihnen. Während der IQ vor allem Fähigkeiten wie logisches Denken, Merkfähigkeit oder schlussfolgerndes Denken umfasst, beschreibt der EQ, kurz gesagt, also den Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen.

Eingeführt wurde dieser Begriff erstmals 1990 durch die beiden US-Psychologen Peter Salovey und John D. Mayer, an Bekanntheit und Popularität gewann er aber erst mit der Veröffentlichung des gleichnamigen Buches des US-Psychologen und Autors Daniel Goleman im Jahr 1997, das international zum Bestseller wurde.

Die Emotionale Intelligenz setzt sich nach Goleman aus fünf Teilkonstrukten zusammen, die nach außen spürbar und somit charakteristisch sind. Alle fünf Fähigkeiten hängen eng miteinander zusammen und können erlernt oder ausgebaut werden. Goleman nennt hier:

1.) Selbstwahrnehmung: Sozial kompetent kann nur derjenige sein, der auch seine eigenen Gefühle und Stimmungen wahrnehmen kann. Emotional intelligente Menschen haben demnach ein Bewusstsein für eigene Stärken und Schwächen und diese Selbstbewusstheit hilft ihnen, objektiver auf das eigene Tun zu blicken und somit zielorientierter zu handeln.

2.) Selbststeuerung: Dieser Faktor baut auf der Selbstwahrnehmung auf, denn nur wer seine eigenen Gefühle wahrnimmt, kann auf diese auch kontrolliert reagieren. Dies gilt insbesondere in Bezug auf negative und starke Gefühle wie etwa Wut oder Angst. Wer es also schafft, nicht impulsiv, sondern kontrolliert zu reagieren, kann Entscheidungen unabhängig und situationsspezifisch treffen.

3.) Empathie: Sie gilt als stärkster Faktor der emotionalen Intelligenz: die Empathie. Sie umschreibt die Fähigkeit eines Menschen, sich in andere hineinzuversetzen und entsprechend reagieren zu können. Sie beruht auf Menschenkenntnis und einer zwischenmenschlichen Sympathie und hilft dabei, Konflikte zu vermeiden beziehungsweise zu lösen.

4.) Soziale Kompetenz: Diese Kompetenz ist als Reaktion auf die Empathie zu verstehen, denn wer versteht, wie sich sein Gegenüber fühlt, kann angemessen darauf reagieren. Entsprechend tun sich Menschen mit einer Emotionalen Intelligenz auch leichter mit der Aufnahme und Pflege von Beziehungen.

5.) Selbstmotivation: Dieser Aspekt beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, sich persönliche Ziele zu stecken und sich selbst zu motivieren, auch wenn mal nicht alles wie geplant läuft. Menschen mit einer ausgeprägten Emotionalen Intelligenz zeichnen sich so durch eine weitaus höhere Frustrationstoleranz und mehr Ausdauer aus.

Auch oder gerade in der Personalwahl oder Personalführung zeigt sich die Bedeutung der Emotionalen Intelligenz. Hat man früher Menschen nach ihrem Intelligenzquotienten und der fachlichen Intelligenz bewertet, weiß man heute, dass hier die Emotionale Intelligenz eine enorm wichtige Rolle spielt. Laut Goleman sollten bei der Bewertung von Kandidaten individuelles Fachwissen und allgemeine Intelligenz zu je 25 Prozent einfließen, die Emotionale Intelligenz aber sogar zu 50 Prozent. Hintergrund ist, dass Führungskräfte und Mitarbeiter mit einer hohen Emotionalen Intelligenz sich als deutlich stressresistenter und teamfähiger erweisen. Sie können besser mit Kritik umgehen und sind nicht nur motivierter, sondern können auch andere besser motivieren. All das macht sie nicht nur zu beliebten Mitarbeitern beziehungsweise Führungskräften, sie kommen auch viel besser bei Kunden und Geschäftspartnern an.

 

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in diesem Text auf das Gendern.