Dual-Ladder-System

Parallelhierarchie

In der Personalentwicklung ist das Dual-Ladder-System eine Maßnahme, verschiedene Laufbahnmodelle nebeneinander zu ermöglichen. Möglich aber nicht ganz so geläufig ist in diesem Zusammenhang auch der Begriff Parallelhierarchie. Mit Hilfe des Dual-Ladder-Systems können sich Mitarbeiter in einem Unternehmen weiterentwickeln, ohne dabei eine Personalverantwortung zu übernehmen. Während es diesen formalen Aufstieg in der Hierarchie gibt, bleibt das Betätigungsfeld des Mitarbeiters in diesem Fall weitestgehend unverändert.

Im Vergleich zu diesem Laufbahnmodell verläuft eine klassische Führungslaufbahn in einem Unternehmen in der Regel schrittweise. Das heißt einem Mitarbeiter, der sich qualifiziert hat und dem das Management auch eine notwendige Führungskompetenz zutraut, werden nach und nach weitere Kompetenzen und mehr Personalverantwortung übertragen. Die operativen Tätigkeiten werden dabei in der Regel deutlich weniger. Stattdessen übernimmt der Mitarbeiter mehr Management- und Personalführungsaufgaben. Der Aufstieg erfolgt hier vertikal nach oben.

Das Dual-Ladder-System wiederum bietet einen solchen hierarchischen Aufstieg kombiniert mit einem größeren Handlungsspielraum, dem vermehrten Einsatz von Fachwissen und der Übernahme weiterer Fachverantwortung. Den großen Unterschied zwischen beiden Laufbahnmodellen macht der deutlich inhaltliche Fokus einer Karriere im Dual-Ladder-System aus. Die Übernahme von Führungsaufgaben spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Demnach steht bei diesem Modell auch die Sicherung von Expertennachwuchs im Vordergrund, es geht nicht um die Ausbildung von Führungskräftenachwuchs.

In dieser Parallelhierarchie sind demnach die beiden Laufbahnmodelle Führungslaufbahn und Expertenlaufbahn nebeneinander angesiedelt, der Mitarbeiter entwickelt sich auf beiden Ebenen. Bildlich gesprochen bildet der Begriff des Dual-Ladder-Systems das Modell demnach sehr gut ab, wenn man sich die Leiter mit zwei parallel zueinander verlaufenden Holmen vorstellt. Die sich zwischen den beiden Holmen befindenden Sprossen entsprechen in diesem Bild der Möglichkeit, zwischen der Experten- und der Führungslaufbahn zu wechseln. Ein solcher Wechsel zwischen den Positionen findet gerade in Bezug auf den projektbezogenen Einsatz eines Mitarbeiters häufig statt, denn Projekte fordern neben fachspezifischer Expertise auch Führungsqualitäten. Die Bedeutung des Laufbahnmodells steigt im Hinblick auf die deutliche Zunahme flacher Hierarchien in Unternehmen und die generell geringere Anzahl an Führungspositionen. Auch Markteinflüsse im Vertrieb in Richtung des verstärkten Key Account Managements machen einen Einsatz des Modells sinnvoll.

Relativ geläufig ist das Laufbahnmodell in den Bereichen Wissenschaft, Medizin, IT und Ingenieurswissenschaften sowie in anderen Branchen, die sich durch umfassende technische Fachkenntnisse und schnelle Innovationsprozesse auszeichnen. Hier ist die Bindung von qualifizierten Mitarbeitern entscheidend für den Unternehmenserfolg.

Vor- und Nachteile des Dual-Ladder-Systems

Das Laufbahnmodell wird oft als eine formalisierte Beförderungsmöglichkeit angesehen, um einem Mitarbeiter eine Weiterentwicklung anbieten zu können. Für Unternehmen wie auch Mitarbeiter hat dies den Vorteil, dass sie qualifizierten Fachkräften die Möglichkeit geben können, sich im Unternehmen im Hinblick auf eine Karriere weiterzuentwickeln. Für das Unternehmen selbst stellt dies einen Wettbewerbsvorteil beim Kampf um qualifizierte Talente auf dem Personalmarkt dar und steigert die Arbeitgeberattraktivität in den Zeiten des Fachkräftemangels.

Ein Nachteil hingegen ist der Ruf, der die Parallelhierarchie umgibt, denn sie wird nicht selten als „Falle Expertenkarriere“ umschrieben. Demnach kann ein qualifizierter Beschäftigter bei diesem Laufbahnmodell Gefahr laufen, schlechter vergütet zu werden als es bei einer klassischen Führungslaufbahn der Fall wäre. Diese geringere Entlohnung wird dann zum Beispiel durch die fehlende Personalverantwortung begründet.

 

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in diesem Text auf das Gendern.