Kamingespräch

Das Kamingespräch, ein gern genutztes Mittel in der Kommunikation

Das Knistern der Holzscheite im Hintergrund, ein Glas Wein oder Whiskey in der Hand und einen netten Gesprächspartner im Ohrensessel zur linken Seite sitzend. Genau das ist ein Kamingespräch nicht. Es braucht keinen Kamin, keinen Drink, auch keinen Ohrensessel, wohl aber den Gesprächspartner. Und eine angenehme Atmosphäre.

Das Kamingespräch ist ein Austausch zwischen mehreren Gesprächspartnern über ein spezifisches Thema in einem entspannten Rahmen. Im Kern ist es ein informelles Treffen im kleinen Kreis. Der Begriff entstammt übrigens den „Fireside Chats“, den 30 Radioansprachen von US-Präsident Franklin D. Roosevelt.

Gerne genutzt wird das Instrument in der Kommunikation, genauer in der PR, um Journalisten ein Thema vorzustellen. Doch auch in der Personalgewinnung und -entwicklung ist das Kamingespräch ein gern genutztes Tool.

Das Kamingespräch im Recruiting

Unternehmen setzen das Kamingespräch gerne als Teil von Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür oder anderen Recruiting-Events ein. Nach einem Gang durch den Betrieb und einem ersten Kennenlernen tauschen sich Führungspersonen und potentielle Kandidaten bei einem informellen Plausch über die Organisationskultur und Jobprofile aus. Das schafft Nähe und wirkt, wenn es gut gemacht ist, authentisch. Auch auf Karrieremessen macht sich das Kamingespräch als Format gut. Wichtig: Es muss stets ein überschaubarer, verbindlicher Rahmen gegeben sein, der eine zwanglose Atmosphäre schafft.

Das Kamingespräch in der Personalentwicklung

Die Feedback-Kultur ist das Rückgrat der Personalentwicklung. Doch nicht immer trauen sich Mitarbeiter, ihre Meinung äußern. Wer zum Beispiel aktuelle Change Management-Prozesse kritisiert, läuft in Gefahr, als Blockierer zu gelten. Wer unzufrieden oder überfordert mit seinen Aufgaben ist, hat Sorge, dass man ihn als nicht wertvoll einstuft und seine Eignung hinterfragt. Auch Störungen im Sozialgefüge lassen sich in der direkten Kommunikation oftmals nur schwer identifizieren oder gar lösen.

Das Kamingespräch kann ein wertvoller Ansatz sein, um eine vertrauensvolle und gleichzeitig verbindliche Atmosphäre zu schaffen, in der der Mitarbeiter sich wohl fühlt und Kommunikation barrierefrei erlebt wird. Quasi auf Augenhöhe. Es bietet Unternehmen die Chance, Wünsche und Bedürfnisse des Mitarbeiters zu erfahren und diese in die individuelle Personalentwicklung einfliessen zu lassen. Sie können Teil von Mentoren und Führungskräfte-Trainingsprogrammen sein. Das steigert die Arbeitszufriedenheit. Kamingespräche können übrigens auch digital stattfinden – und trotzdem persönlich wirken.

Das Kamingespräch braucht keinen Kamin. Aber…

Keine Sorge, der Kamin ist wirklich keine Voraussetzung für ein Kamingespräch. Dennoch gibt es einiges bei seiner Umsetzung zu bedenken:

• geschützte Räume: digital oder analog, Hauptsache, der Kreis der Teilnehmer ist ein geschlossener.

• angenehme Atmosphäre: Die Teilnehmer sollten sich im Raum wohlfühlen. Getränke und ein kleines Catering können die Stimmung lockern.

• Agenda: Ein Kamingespräch braucht bei aller Lockerheit eine Agenda und ein klares Timing.

• Moderation: In größeren Gesprächskreisen hilft ein Moderator, Timing und Agenda im Blick zu behalten.

• Aufzeichnung: Einer Aufzeichnung des Kamingesprächs müssen die Teilnehmer ausdrücklich zustimmen.

• Dokumentation: Personaler sollten Inhalte, vor allem im Kamingespräch mit Mitarbeitern, dokumentieren und in die Personalentwicklung einfließen lassen. Ansonsten empfindet der Mitarbeiter diese Gespräche als Zeitverschwendung.

Kamingespräche schaffen eine Verbindung zwischen dem Arbeitgeber und potentiellen oder bestehenden Mitarbeitern. Sie stellen ein nicht zu unterschätzendes Instrument in der Personalentwicklung und -gewinnung dar. Aber nur dann, wenn die Unternehmensführung und / oder der Personalverantwortliche authentisch ist und bleibt. Informell heißt nicht, sich anzubiedern oder zu verbiegen. Mitunter kann das, je nach Unternehmenskultur, eine Gratwanderung sein.

 

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in diesem Text auf das Gendern.