Führungsstile

Die Wahl des Führungsstils

Im Grunde genommen handelt es sich bei einem Führungsstil um ein Führungsinstrument in Form einer allgemeinen Handlungsmaxime von Vorgesetzten gegenüber den Mitarbeitern im Unternehmen: Wie tritt ein Vorgesetzter gegenüber seinen Mitarbeitern auf? Wie kommuniziert er? Entscheidet er allein oder gemeinsam mit dem Team? Um einen eigenen Stil zu finden, kann ein Vorgesetzter auf die für sich passende Form aus verschiedenen vorhandenen Führungsstilen zurückgreifen und diese entsprechend modifizieren.

Eine wichtige Rolle bei der Wahl des eigenen Führungsstils spielen dabei nicht nur die Persönlichkeit des Vorgesetzten, sondern auch Erfahrungen, die Funktion im Unternehmen und die generelle Führungssituation. Im Gegensatz zum Führungsverhalten bleibt ein Führungsstil aber über einen längeren Zeitraum hinweg konstant. Er entspricht demnach vielmehr einer Art Grundhaltung des Vorgesetzten gegenüber den Mitarbeitern, während das Verhalten je nach Situation angepasst werden kann.

Verschiedene Führungsstile nach Kurt Lewin

Der deutsch-amerikanische Psychologe Kurt Lewin gilt als Begründer der modernen, experimentellen Sozialpsychologie und legte 1939 mit empirischen Studien einen Grundstein der Führungsforschung. Die auf ihn zurückgehenden Führungsstile werden als klassische Führungsstile bezeichnet. Dazu gehören:

1) Autoritärer Führungsstil: Er setzt eine klare hierarchische Trennung zwischen Führungskraft und Mitarbeitern voraus, bei der die Führungskraft die alleinige Entscheidungs- und Weisungskompetenz besitzt. Die Mitarbeiter hingegen sind allein für die Ausführung der Entscheidungen verantwortlich. Entscheidungen können hier zwar schnell gefällt werden, aufgrund der fehlenden Eigeninitiative kann dies aber für die Mitarbeiter demotivierend sein.

2) Kooperativer Führungsstil: Bei diesem Stil wiederum wird eigenverantwortliches Arbeiten geschätzt, denn der Vorgesetzte bezieht seine Mitarbeiter durch Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte in Entscheidungsprozesse mit ein. Für die Mitarbeiter ist dies motivierender, der Vorgesetzte wiederum wird entlastet, muss sich aber durchsetzen können. Gelingt ihm das nicht, können Entscheidungen verschleppt werden.

3) Laissez-Faire Führungsstil: Bei diesem kompletten Gegenentwurf zum autoritären Führungsstil haben Mitarbeiter die volle Freiheit. Die Zuständigkeit des Vorgesetzten liegt hier darin, Aufgaben an die Mitarbeiter zu delegieren und die notwendigen Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen. Zudem muss er klare Zielvorgaben und die von ihm erwarteten Arbeitsergebnisse definieren. Der enorme Freiraum kann für Mitarbeiter enorm motivierend sein, da sie sich je nach Stärke perfekt einbringen können. Wichtig ist aber, dass das Team beziehungsweise einzelne Mitarbeiter mit so viel Freiheit umgehen können, um trotzdem effizient zu arbeiten.

Kritik an den klassischen Führungsstilen

Im Hinblick darauf, dass die klassischen Führungsstile vor knapp hundert Jahren von Kurt Lewin festgelegt wurden, überrascht es nicht, dass diese heute zum Teil als überholt gelten – zumindest in Hinblick auf die meisten Branchen. Nichtsdestotrotz begegnet man den Führungsstilen auch heute in vielen Unternehmen, allerdings in vermischter Form. Erfolgreiche Vorgesetzte nutzen oft, wenn auch vielleicht unbewusst, eine Auswahl an Werkzeugen aus den verschiedenen Stilen. Die jeweilige Führungspraxis gleicht somit einer Vielzahl von Modifikationen.

Gerade im Hinblick auf den umkämpften Personalmarkt zeigt sich aber, dass nicht nur Höhe der Gehälter, flexible Arbeitszeiten und sonstige Benefits wichtige Kriterien der Arbeitgeberattraktivität sind, auch die gelebten Führungsstile im Unternehmen spielen eine wichtige Rolle. Diese haben einen großen Einfluss auf die Mitarbeiterfluktuation, denn gut geführte Mitarbeiter erfahren mehr Wertschätzung, sind motivierter, zufriedener und verbleiben so auch länger im Unternehmen. Aber auch als Wirkung nach außen im Personalmarketing kann ein gelebter Führungsstil Bewerber positiv beeinflussen.

 

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in diesem Text auf das Gendern.