Strukturiertes Bewerbungsgespräch

Mehr Struktur im Job Interview

Struktur schafft Objektivität, so die Idee des strukturierten Bewerbungsgespräch. Anders als in einem freien Gespräch folgt ein strukturiertes Bewerbungsgespräch einem festen Ablauf. Das Ziel ist eine möglichst objektive Einschätzung des Kandidaten.

Strukturiertes Bewerbungsgespräch: Wie geht das?

Ein Bewerbungsgespräch kann für beide Parteien Stress bedeuten. Der Bewerber befindet sich in einer Prüfungssituation. Er will performen. Die Personalverantwortlichen haben die Aufgabe, den bestmöglichen Kandidaten zu finden. An ihr hängt viel dran, auch was die Wirtschaftlichkeit des Personalauswahlverfahrens angeht. Zudem sind Stellen heute nicht mehr so einfach zu besetzen, Stichwort Fachkräftemangel. So seltsam es klingt: Auch der Recruiter befindet sich in einer Prüfungssituation. Er muss performen. Ein strukturiertes Bewerbungsgespräch kann Druck aus der Situation nehmen, indem es, wie der Name es bereits andeutet, Struktur schafft. Der Ablauf und die Fragen, die im Gespräch gestellt werden, sind bereits im Vorfeld festgelegt. Es handelt sich nicht um ein standardisiertes Format. Fragen und Ablauf richten sich nach dem Stellen- und Anforderungsprofil und den Bewerberunterlagen. Diese werden erst gesichtet, dann legt die Personalabteilung die Fragen fest. Alle Kandidaten für eine Stelle erhalten die gleichen Fragen. Das ermöglicht eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse und steigert die Objektivität bei der Auswahl des geeigneten Kandidaten.

Strukturiertes Bewerbungsgespräch: Fragen und Arten

Die Erstellung der Fragen und Führung der Interviews überlassen nicht wenige Firmen externen Dienstleistern. Denn die Vorbereitung ist komplex. Es gibt eine Vielzahl an Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen, die bei der bestmöglichen Besetzung einer Stelle relevant sein können. Die Fragen müssen also gut gestellt und überlegt sein, wenn das Bewerbungsgespräch nicht jeden zeitlichen Rahmen knacken soll. In der Regel liegt dieser bei 45 bis 60 Minuten.

Es gibt unterschiedliche Formen von strukturierten Interviews:

1. Behaviour Description Interview (BDI)

Hier steht das Verhalten des Kandidaten im Vordergrund, um seine Handlungswege im beruflichen Kontext einschätzen zu können.

2. Biografisches Interview (BI)

Das biografische Job-Interview erschließt sich Motivationen und Persönlichkeitsmerkmale aus der Biographie des Kandidaten.

3. Situatives Interview (SI)

Der Blick in die Glaskugel: Der Interviewer entwirft Szenarien und erfragt, wie der Kandidat darauf reagieren würde.

4. Multimodales Interview (MMI)

Das multimodale Interview will die Vorteile aller Ansätzen zu vereinen. Es ist in acht Phasen unterteilt, drei davon sind Bestandteil des natürlichen Gesprächsverlaufs, die übrigen fünf Phasen helfen dem Interviewer bei der Gesamteinschätzung.

Der natürliche Gesprächsverlauf

Gerade wenn es sich bei der zu besetzenden Position um eine Führungsposition handelt, kann ein strukturiertes Bewerbungsgespräch etwas härter verlaufen. Das heißt aber nicht, dass der Ton unhöflich oder gar respektlos ist. Vielmehr haken Interviewer oft nach und verlangen möglichst präzise Antworten, was beim einen oder anderen Kandidaten Stress erzeugen kann. Ein natürlicher Gesprächsverlauf, der das Job-Interview einbettet, kann dem entgegenwirken. Der Small Talk zu Beginn, das erste Kennenlernen, die Möglichkeit, sich selbst zu präsentieren sind wichtige einleitende Elemente. Dann erst folgen Interviewteil und die Möglichkeit für Rückfragen. Der Abschluss des Gesprächs sollte ebenso präzise sein wie das Interview selbst und vor allem Informationen über den weiteren Ablauf des Personalauswahlverfahrens geben. Grundsätzlich sollte der Kandidat ein strukturiertes Bewerbungsgespräch als Chance und nicht als Prüfung auffassen. Das muss im Gespräch vermittelt werden. Denn das ist die große Gefahr dieser Form von Job-Interview: Nicht jeder Kandidat hat ein gutes Stressmanagement. Dieses kann die Qualität der Antworten beeinflussen. Bei aller Objektivität braucht es hier die Einschätzung eines erfahrenen Recruiters, damit kein Potenzialträger oder Talent durchs Netz fällt.

 

Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in diesem Text auf das Gendern.